Die zertanzten Schuhe Teil 2
Der Soldat dachte ‚du willst dir ein Wahrzeichen mitnehmen,‘ und brach einen Zweig davon ab: da fuhr ein gewaltiger Krach aus dem Baume. Die jüngste rief wieder ‚es ist nicht richtig, habt ihr den Knall gehört?
Die älteste aber sprach ‚das sind Freudenschüsse, weil wir unsere Prinzen bald erlöst haben.‘ Sie kamen darauf in einem Baumgang, wo alle Blätter von Gold, und endlich in einen dritten, wo sie klarer Demant waren: von beiden brach er einen Zweig ab, wobei es jedesmal krachte, dass die jüngste vor Schrecken zusammenfuhr.
Aber die älteste blieb dabei, es wären Freudenschüsse. Sie gingen weiter und kamen zu einem grossen Wasser, darauf standen zwölf Schifflein, und in jedem Schifflein sass ein schöner Prinz, die hatten auf die zwölfe gewartet, und jeder nahm eine zu sich, der Soldat aber setzte sich mit der jüngsten ein.
Da sprach der Prinz ‚ich weiss nicht. das Schiff ist heute viel schwerer, und ich muss aus allen Kräften rudern, wenn ich es fortbringen soll.‘ ‚Wovon sollte das kommen,‘ sprach die jüngste, ‚als vom warmen Wetter, es ist mir auch so heiss zumut.
Jenseits des Wassers aber stand ein schönes hellerleuchtetes Schloss, woraus eine lustige Musik erschallte von Pauken und Trompeten. Sie ruderten hinüber, traten ein, und jeder Prinz tanzte mit seiner Liebsten.
Der Soldat aber tanzte unsichtbar mit, und wenn eine einen Becher mit Wein hielt, so trank er ihn aus, dass er leer war, wenn sie ihn an den Mund brachte; und der jüngsten ward auch angst darüber, aber die älteste brachte sie immer zum Schweigen.
Sie tanzten da bis drei Uhr am andern Morgen, wo alle Schuhe durchgetanzt waren und sie aufhören mussten. Die Prinzen fuhren sie über das Wasser wieder zurück, und der Soldat setzte sich diesmal vornen hin zur ältesten. Am Ufer nahmen sie von ihren Prinzen Abschied und versprachen, in der folgenden Nacht wiederzukommen.
Als sie an der Treppe waren, lief der Soldat voraus und legte sich in sein Bett, und als die zwölf langsam und müde heraufgetrippelt kamen, schnarchte er schon wieder so laut, dass sies alle hören konnten, und sie sprachen ‚vor dem sind wir sicher.
Da taten sie ihre schönen Kleider aus, brachten sie weg, stellten die zertanzten Schuhe unter das Bett und legten sich nieder. Am andern Morgen wollte der Soldat nichts sagen, sondern das wunderliche Wesen noch mit ansehen, und ging die zweite und die dritte Nacht wieder mit.
Da war alles wie das erstemal, und sie tanzten jedesmal, bis die Schuhe entzwei waren. Das drittemal aber nahm er zum Wahrzeichen einen Becher mit. Als die Stunde gekommen war, wo er antworten sollte, steckte er die drei Zweige und den Becher zu sich und ging vor den König, die zwölfe aber standen hinter der Türe und horchten, was er sagen würde.
Als der König die Frage tat ‚wo haben meine zwölf Töchter ihre Schuhe in der Nacht vertanzt?‘ so antwortete er ‚mit zwölf Prinzen in einem unterirdischen Schloss,‘ berichtete, wie es zugegangen war, und holte die Wahrzeichen hervor.
Da liess der König seine Töchter kommen und fragte sie, ob der Soldat die Wahrheit gesagt hätte, und da sie sahen, dass sie verraten waren und leugnen nichts half, so mussten sie alles eingestehen. Darauf fragte ihn der König, welche er zur Frau haben wollte.
Er antwortete ‚ich bin nicht mehr jung, so gebt mir die älteste.‘ Da ward noch am selbigen Tage die Hochzeit gehalten und ihm das Reich nach des Königs Tode versprochen. Aber die Prinzen wurden auf so viel Tage wieder verwünscht, als sie Nächte mit den zwölfen getanzt hatten.
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