Wie Eulenspiegel einem Schuhmacher diente
Es war einmal ein Schuhmacher, der schlenderte viel lieber auf dem Markt umher, als daß er arbeitete, und hieß Eulenspiegel zuschneiden. Eulenspiegel fragte, welches Fasson er haben wollte.
Der Schuhmacher sagte. Der Schuhmacher sagte: "Schneide zu groß und klein, wie der Schweinehirt aus dem Dorfe treibt." Eulenspiegel sagte: "Ja."
Der Schuhmacher ging aus , und Eulenspiegel schnitt zu und machte von dem Leder Schweine, Ochsen, Kälber, Schafe, Ziegen, Böcke und allerlei Vieh. Der Meister kam des Abends heim und wollte sehen, was sein Knecht zugeschnitten hatte.
Da fand er diese Tiere von dem Leder geschnitten. Er ward böse und sprach zu Eulenspiegel: "Was hast du daraus gemacht, wie hast du mir das Leder also unnütz zerschnitten?"
Eulenspiegel sagte:" Lieber Meister, ich habe das so gemacht, wie ihrs gern habt." Der Meister sprach: "Das lügst du; ich wollte das nicht haben, daß du das solltest verderben, das habe ich dich nicht geheißen."
Eulenspiegel sagte: "Meister, wozu ist der Zorn nötig? Ihr sagtet zu mir ich solle vom Leder zuschneiden groß und klein, wie der Schweinehirt aus dem Tore triebe. Das habe ich getan. Das ist offenbar."
Der Meister sprach: "So meinte ich das nicht. Ich meinte das also, daß es sollten kleine und große Schuhe sein, und die solltest du nähen, einen nach dem anderen." Eulenspiegel sprach: "Hättet ihr mich das also geheißen, so hätte ich das gern getan und tue das noch gern."
Nun, Eulenspiegel und sein Meister vertrugen sich miteinander und dieser vergab ihm das Zerschneiden, denn Eulenspiegel gelobte ihm, daß er&`&s ihm machen wollte, so wie er es haben wollte und wie er&`&s ihn hieße.
da schnitt der Schuhmacher Sohlleder zu und legte das Eulenspiegel vor und sagte: "Sieh, nähe die kleinen mit den großen, einen hinter den anderen," Eulenspiegel sagte ja und fing an zu nähen.
Und sein Meister zögerte mit dem Ausgehen und wollte Eulenspiegel beobachten, wie er das machen würde. Also tat Eulenspiegel auch nach des Meisters Geheiß. Er nahm einen kleinen Schuh und einen großen und steckte den kleinen durch den großen und nähte die zusammen.
Und als der Meister fortschlendern wollte, da ward ihm bange, und er ging hin und sah, daß der einen Schuh durch den anderen nähte. Da sprach er: " Du bist mein rechter Knecht, du tust alles, wie ich dich heiße." Eulenspiegel sagte: "Wer tut, was man ihn heißt, der wird nicht geschlagen, sonst geht es ihm umgekehrt."
Der Meister sagte: "Ja, mein lieber Knecht, das ist so, meine Worte waren also, aber meine Meinung war nicht also. Ich meinte, du solltest ein paar kleine Schuhe machen und danach ein paar große Schuhe, oder die großen zuerst und die kleinen danach.
Du tus nach den Worten, nicht nach der Meinung." Und er ward zornig und nahm ihm das zugeschnittene Leder und sagte: Nun passe auf! Sieh, da hast du andres Leder, schneide die Schuhe über einen Leisten." und er achtete nicht weiter darauf, denn er mußte notwendig ausgehen.
Der Meister ging seinem Gewerbe nach und war beinahe eine Stunde aus. Da dachte er auf einmal daran, daß er seinen Knecht hatte geheißen, die Schuhe über einen Leisten.
Er ließ all sein Gewerbe stehen und lief eilig nach Hause. Da hatte Eulenspiegel inzwischen gesessen und hatte das Leder genommen und schnitt das alles über den kleinen Leisten.
Als nun der Meister kam, da sah er, daß Eulenspiegel die Schuhe hatte geschnitten über den kleinen Leisten. da sprach er zu ihm: " Wie gehört der große Schuh zu dem kleinen Leisten?" Eulenspiegel sagte: "ja, Ihr wolltet das doch haben.
Ich will das hernach schon noch machen und schneide den großen Schuh nun noch nach." Der Meister sprach: "Besser könnte ich einen kleinen Schuh schneiden aus einem größeren als einen großen aus dem kleinen; du nimmst immer nur einen Leisten, und der andere ist zu nichts gemacht."
Eulenspiegel sagte: "Wahrhaftig Meister, Ihr Hießet mich, daß ich die Schuh sollte zerschneiden über einen Leisten." Der Meister sagte: "Ich hieß dich wohl so lange, bis ich mit dir müßte an den galgen laufen!" und sprach weiter, er sollte ihm das Leder bezahlen, das er ihm verderbt hätte, damit er sich anderes Leder kaufen könnte.
Eulenspiegel sagte: "Der Gerber kann das Leder wohl mehr machen," und stand auf und ging zu der Tür und kehrte sich im Hause um und sprach: "Komm ich in dies Haus nicht wieder, so bin ich doch hier gewesen." Und ging hinweg.
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