Die drei Bräute Teil 2
Als sie mit ihrem Manne nun aufs Schloß gekommen, gab er ihr dieselbe Prüfung wie ihren Schwestern. Sie war aber klüger als diese und dachte: Ei, was sollst du dich mit dem Ei schleppen? Sie ließ das Ei und die Serviette deshalb in ihrer Kammer zurück und besichtigte das Schloß.
Auch sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, die verbotene Tür zu öffnen, und als sie über die Schwelle trat, sah sie mit Entsetzen eine Reihe von Leichen, und die letzten waren ihre beiden Schwestern. Sogleich dachte sie daran, den Bösewicht zur Strafe zu ziehen, aber sie wußte auch, daß sie es listig anzufangen habe.
Sie nahm den abgeschnittenen Kopf ihrer zuletzt ermordeten Schwester, schloß sorgfältig die Tür wieder zu, verbarg den Kopf in einer Blumenscherbe, schüttete Erde darauf und pflanzte eine Hyazinthe hinein.
Ihren zurückkehrenden Mann empfing sie freundlich, und als er sah, daß das Ei unverletzt war, war er zärtlich gegen sie und pries ihren Gehorsam.
So war einige Zeit vergangen, da bat sie ihn, er möge sie doch zu ihrem Vater begleiten, der unruhig über ihr Schicksal sein werde. Er konnte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen, und so fuhren sie in einem prächtigen Wagen nach der Mühle; die herrlich aufgeblühte Hynzinthe hatte sie mitgenommen.
Der Müller freute sich sehr, als er seine Tochter wohlbehalten und anscheinend glücklich wiedersah, diese aber konnte keinen Augenblick gewinnen, mit dem Vater allein zu sein; überall bewachte sie ihr Mann, sei es zufällig oder weil ihm das böse Gewissen eine Ahnung eingab.
Da schrieb sie ein kleines Briefchen, um es dem Vater zuzustecken, und als sie eben nachsann, auf welche Weise, flog ein Rabe auf ihre Schulter, der sang ihr ins Ohr:
»Gib, gib, gib! Wir fangen den Dieb!« Der Rabe nahm das Briefchen in seinen Schnabel und flog zum Müller; dieser las es mit Entsetzen und sandte in die nahe Stadt nach den Dienern der Gerechtigkeit, und ehe eines Morgens der Fremde sich noch den Schlaf aus den Augen gerieben, sah er sich ergriffen und gefesselt.
Sein Leugnen half nichts; als man die Hyazinthe aus dem Topfe riß, sah man das halbvermoderte Haupt der gemordeten Müllerstochter, das der Müller noch an seinen schönen braunen Flechten erkannte. Das Raubschloß wurde zerstört und der Mörder zur Strafe für seine Verbrechen hingerichtet.
Der Hingerichtete hatte aber noch Spießgesellen, die den Tod ihres Hauptmanns zu rächen beschlossen.
Als einst die unglückliche junge Witwe zufällig unter ihr Bett griff, fühlte sie einen behaarten Gegenstand; sie erschrak, denn sie wußte wohl, daß es der Kopf eines Mannes war, tat aber, als hielte sie ihn für die Katze, indem sie rief: »Bist du wieder da, Katze?
Nun, heute magst du noch da bleiben; daß du mir aber deine Jungen nicht aufs Bett trägst!« Sie machte sich noch eine Weile zu schaffen, ging dann zur Tür hinaus und entdeckte das Geheimnis ihrem Vater; der rief die Mühlknappen zusammen; das Haus ward durchsucht, und man fand die Spießgesellen des hingerichteten Räubers in verschiedenen Räumen des Hauses versteckt.
Sie wurden alle dem Gericht überliefert. Die junge Frau hatte nun zwar fürder Ruhe, aber sie konnte den Mann nicht vergessen, der ein Mörder gewesen war und den sie doch geliebt hatte. Sie trauerte bis an ihr Lebensende, und der Weise Vater sah sie noch vor sich zur Grube sinken.
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