Technologie in China
Pfannkuchen - bezahlt per App
Das Mittagessen am Imbiss - bezahlt bargeldlos mit dem Smartphone. In China nutzen immer mehr Menschen diese Technologie, auch ältere - und möglicherweise bald auch chinesische Touristen in Deutschland.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
Vom Frühstücks-Pfannkuchen bis zum Klamotteneinkauf kann inzwischen alles per Smartphone-App bezahlt werden. So auch im Imbissladen der Familie Huang in Shanghai. Das Geschäft brummt, vor allem um die Mittagszeit. Die Kunden stehen bis zur nächsten Straßenecke für einen der frischen Jianbing-Pfannkuchen an. Bargeld haben die wenigsten dabei. Fast alle zahlen per Telefon-App. Der Straßensnack kostet umgerechnet 1,30 Euro.
Auch für ältere Menschen ist es selbstverständlich
Um zu bezahlen, öffnet man die Bezahl-App. Diese erzeugt einen QR- oder einen Strichcode, Imbisladenbesitzer Huang Youliang scannt ihn ein und fertig. "Egal, ob ich mir einen Pfannkuchen an der Straße kaufe, einen Blumenstrauß für meine Frau oder eine Flasche Wasser: Das alles kann ich mobil bezahlen", sagt Thomas Derksen, gebürtiger Kölner, der seit vielen Jahren in Shanghai lebt. "Ich sehe auch, dass die älteren Leute in meiner Umgebung online bezahlen. Zum Beispiel meine Schwiegereltern, die nutzen das beide ganz selbstverständlich und sind auch bereit, so etwas zu lernen."
Thomas Derksen ist ein kleiner Internet-Star in China. In kurzen Onlinevideos macht er sich über kulturelle Unterschiede zwischen China und Deutschland lustig. Inzwischen wird er von einem großen chinesischen Internet-Payment-Unternehmen finanziert. Entsprechend spricht er gerne über das Thema. Als ausgebildeter Bankkaufmann wisse er genau, wie gerne die Deutschen das Bargeld hätten. "Aber ich bin ein bisschen besorgt, dass in zehn, 15 oder 20 Jahren Deutschland von der Innovations-Geschwindigkeit Chinas abgehängt wird. Hier in China geht alles einfach viel, viel schneller", sagt Derksen.
Drei Gründe für den Erfolg
Drei Faktoren machen das mobile Bezahlen in China so erfolgreich. Zum einen sind die Menschen sehr aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien. Zweitens ist für viele Chinesen die Smartphone-Bezahl-App das erste richtige Konto in ihrem Leben, noch dazu kostenlos und einfach zu bedienen. Drittens haben die beiden chinesischen Internet-Konzerne, die sich den Online-Payment-Markt unter sich aufteilen, ihre Apps mit guten Funktionen ausgestattet und so für eine breite Akzeptanz gesorgt.
Das gilt sowohl für Tencent mit seiner Universal-App WeChat als auch für Alibaba mit seinem Bezahl-System Alipay. Noch vor einigen Jahren hätten chinesische Internet-Firmen weltweit ein Nachmacher-Image gehabt. Sie wären deswegen nicht so ernst genommen worden. Das habe sich geändert. "Für uns, die wir hier mit der Szene vertraut sind, ist das klar. Der Rest der Welt hat das aber noch nicht begriffen", meint der Shanghaier Technikanalyst und Unternehmensberater Matthew Brennan.
Nächstes Ziel: Chinesische Touristen in Deutschland
Die beiden großen chinesischen Mobile-Payment-Anbieter wollen künftig auch im Ausland expandieren, unter anderem in Deutschland. Deutsche Kunden haben sie dabei zunächst nicht im Blick, sondern chinesische Touristen: Die haben vergangenes Jahr fast 67 Milliarden Euro in Deutschland ausgegeben - das meiste davon per Kreditkarte und in Bar. Wenn es nach Alipay und WeChat geht, soll ein Teil dieser Riesensumme künftig per Smartphone-App bezahlt werden.